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    Infektionskrankheit Leptospirose

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    Infektionskrankheit Leptospirose

Eine gefährliche Infektionskrankheit – auch in Deutschland

Leptospiren sind fadenförmige Bakterien, die weltweit vorkommen und eine große Zahl unterschiedlicher Säugetierarten einschließlich des Menschen infizieren können. Es handelt sich somit bei der Leptospirose um eine sogenannte Zoonose, also eine von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Erkrankung. Es gibt dabei viele verschiedene Typen des Erregers, sogenannte Serovare, was wie unten dargestellt große Bedeutung bei der Auswahl eines möglichst wirksamen Impfstoffes hat.
EPIDEMIOLOGIE
Insbesondere Nagetiere wie Mäuse oder Ratten gelten als wichtige Reservoirwirte der Leptospirose und tragen zur Verbreitung der Erkrankung bei. Leptospiren werden über den Harn infizierter Tiere ausgeschieden und können bei geeigneten Bedingungen in stehenden Gewässern über Wochen und Monate überleben. Über den Kontakt zu Schleimhäuten oder Hautläsionen können sie in einen Organismus eindringen und eine Infektion verursachen.

Praktisch gesehen führt dies dazu, dass ein ungeschützter Hund sich über das Trinken aus Pfützen oder ein Bad in einem kontaminierten Gewässer infizieren kaxnn. Auch Katzen können sich mit Leptospiren infizieren. Sie bilden häufig keine klinische Erkrankung aus, scheiden die Erreger aber ebenfalls über den Harn aus.

KLINISCHES BILD UND DIAGNOSE
Es handelt sich bei der Leptospirose um eine Erkrankung, die verschiedenste Organsysteme wie die Nieren, die Leber, die Lunge und viele mehr betreffen kann. Entsprechend variabel ist das klinische Bild der Erkrankung. Am häufigsten kommt es zu Nieren- oder Lebererkrankungen (häufig sind beide Organe betroffen), aber auch eine Beteiligung der Lunge („Leptospiral Pulmonary Hemorrhage Syndrome“) wird in den letzten Jahren zunehmend beobachtet. Ein weiterer, häufiger Befund sind Gerinnungsstörungen, u. a. aufgrund eines zytotoxischen Effekts der Lepto­spiren auf die Blutplättchen.

Initial zeigen Hunde oft Fieber und unspezifische Krankheitssymptome wie Inappetenz, Lethargie und Erbrechen. Aufgrund der variablen klinischen Symptomatik ist es nicht in allen Fällen einfach, eine Verdachtsdiagnose auf Leptospirose zu stellen. Eine wichtige Rolle hierbei spielen Laboruntersuchungen: Im Blutbild können in vielen Fällen Verschiebungen bei den weißen Blutkörperchen (Neutrophilie, Lymphopenie), eine Thrombopenie und ggf. eine Anämie festgestellt werden. In der klinischen Chemie können verschiedene Nieren- und Leberwerte im Blut verändert sein. Auch in einer Urinuntersuchung lassen sich häufig Hinweise auf eine mögliche Leptospirose wie z. B. eine Proteinurie finden. Ist die Lunge beteiligt lassen sich häufig Veränderungen im Röntgenbild feststellen.

Alle diese Befunde sind jedoch kein Beweis für das Vorliegen einer Leptospirose. Da der endgültige Beweis der Erkrankung jedoch in vielen Fällen schwierig ist (auf eine genaue Besprechung dieses Themas soll an dieser Stelle verzichtet werden), wird eine Therapie auf die Erkrankung meist bereits bei Vorliegen eines hinreichenden Verdachts (Kombination aus passender klinischer Symptomatik und zwei oder mehrerer passender Befunde in der Laboruntersuchung) eingeleitet.
Immer häufiger werden in der tierärztlichen Praxis Leptospirose-Fälle mit einer Beteiligung der Lunge beobachtet. Foto: Standret / Shutterstock
Der wichtigste Schutz bleibt eine Impfung. Dabei sollte möglichst ein polyvalenter Impfstoff eingesetzt werden. Foto: Kamil Macniak / Shutterstock
BEHANDLUNG UND PROGNOSE
Die Therapie der Erkrankung erfolgt über eine Kombination aus geeigneten Antibiotika (in der Regel Doxycyclin, ggf. nach initia­ler Therapie mit einem Penicillin) und einer unterstützenden Behandlung der häufig schwer erkrankten Tiere, z. B. durch geeignete Infusionen.

Selbst bei schneller Diagnosestellung und optimaler Therapie versterben jedoch immer wieder Hunde an der Erkrankung. Aus den genannten Gründen ist ein wirksamer Impfschutz gegen die Leptospirose von größter Wichtigkeit.

PROPHYLAXE UND IMPFUNG
Die Leptospirose gehört seit vielen Jahren zu den Krankheiten, gegen die nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (StIKo) Vet des Friedrich-Loeffler-Instituts jeder Hund in Deutschland zu jeder Zeit geschützt sein sollte. Damit wird die Impfung den sogenannten Core-Vakzinen zugerechnet. Eine entsprechende Empfehlung zum ständigen Schutz aller Hunde gegen die Leptospirose wurde von einer Expertengruppe des American College of Veterinary Internal Medicine auch weltweit ausgesprochen.

Während einige der Krankheiten, gegen die wir unsere Hunde impfen (gerade wegen der konsequenten Impfung) aktuell in Deutschland kaum noch eine Rolle spielen, treten auch hierzulande immer wieder Fälle von Leptospirose bei Hunden auf.

Warum ist das so? Das hat verschiedene Gründe. Einer der wichtigsten ist, dass nicht jeder auf dem Markt angebotene Leptospirose-Impfstoff tatsächlich gegen jeden Leptospirose-Erreger wirksam ist. Wie oben bereits angesprochen, gibt es verschiedene Arten des Erregers, sogenannte Serovare. Die auf dem Markt (auch in Deutschland) angebotenen Impfstoffe unterscheiden sich teilweise deutlich darin, gegen wie viele Serovare sie wirksam sind. Es sollte daher darauf geachtet werden, dass möglichst ein polyvalenter (gegen möglichst viele Serovare wirksamer) Impfstoff eingesetzt wird und nicht nur ein mono- oder bivalenter.

Leptospirose-Impfstoff ist also nicht in allen Fällen gleich Lepto­spirose-Impfstoff und es macht für den Hundehalter auf jeden Fall Sinn, sich beim Tierarzt des Vertrauens über den eingesetzten Impfstoff zu informieren.

Selbst nach erfolgter Infektion sind Hunde nicht sicher geschützt, da die Immunantwort Serogruppenspezifisch ist und zudem in der Regel nicht lang anhält. Darum sollten auch bereits an Lepto­spirose erkrankte Hunde nach ihrer Genesung wieder geimpft werden.

Ein weiterer Grund, der dazu beitragen mag, dass immer wieder Leptospirose-Erkrankungen auftreten, ist der vergleichsweise kurze Schutz der erhältlichen Impfstoffe: Während die Impfstoffe gegen viele andere relevante Erkrankungen nach Herstellerangaben drei Jahre wirken (und in manchen Fällen wahrscheinlich auch noch über diese Zeit hinaus wirksam sind) hält der Impfschutz gegen die Leptospirose nur ein Jahr und muss entsprechend häufig aufgefrischt werden.

DR. JAN-PETER BACH
FAZIT
DIE LEPTOSPIROSE IST EINE AUCH IN DEUTSCHLAND RELEVANTE, POTENTIELL LEBENSGEFÄHRLICHE INFEKTIONSKRANKHEIT. DER WICHTIGSTE SCHUTZ FÜR UNSERE HUNDE IST EINE IMPFUNG, WOBEI DIE VERSCHIEDENEN AUF DEM MARKT ANGEBOTENEN IMPFSTOFFE UNTERSCHIEDLICH GUT SCHÜTZEN. DAHER MACHT ES SINN, SICH BEI SEINEM TIERARZT ÜBER DEN EINGESETZTEN IMPFSTOFF BERATEN ZU LASSEN.