Während die Zuschauer am Samstag den ersten Sommertag 2024 genießen konnten, waren die plötzlich hohen Temperaturen für die Hunde (und HF) eine zusätzliche Belastung.
Das zeigte sich zum Teil in der Unterordnung, in der nur Pille, der Parson Russell, ein vorzügliches Ergebnis erreichte und noch viel stärker in den Nasenarbeiten, in denen mehrere erfolgsgewohnte Teams scheiterten.
Selbstverständlich waren auch die Prüfungsaufgaben selbst angemessen schwer, in der Fährte musste in der Mittagshitze auf dem zuvor sehr feuchten Lehmboden gesucht werden.
Für die beiden A-Hunde lagen die Fährten in hohem Gras, in dem der recht starke Wind sichtbar spielte. Die drei B-Fährten lagen auf einem Hügel, starteten in Acker mit wenig Bewuchs, mussten entgegen der wohl ursprünglichen Planung anfangs mit sehr vielen ungewöhnlich kurzen Schenkeln ineinandergeschachtelt werden und führten mit einem sehr langen letzten Schenkel ohne Gegenstand über einen Feldweg in hohe Saat, wo der FL in Rückenlage auf seine «Rettung» wartete.
In Stufe A sind die Fährten ca. 1000 Schritt lang und beginnen in einem 20 x 20 Meter großen Stöberfeld, das der Hund unangeleint nach dem Identifikationsgegenstand absuchen muss.
Nach Auffinden des ID- Gegenstandes wird die Fährte wahlweise mit frei suchendem oder angeleintem Hund fortgesetzt, enthält vier Richtungswechsel und vier Gebrauchsgegenstände, die in chronologischer Reihenfolge gefunden werden müssen.
Am Fährtenende liegt oder sitzt nicht sichtbar der FL, den der Hund in der zuvor gemeldeten Art anzeigen muss (überzeugendes, richtungsweisendes Verbellen, Bringseln, Freiverweisen oder Verweisen). In Stufe B beträgt die Liegezeit 180 Minuten, das Stöberfeld ist 30 x 30 Meter groß, die Fährte enthält acht Richtungswechsel und acht Gebrauchsgegenstände und hat eine Länge von 2000 Schritten.
Die FL müssen den Verlauf der Fährten dabei gut dokumentieren (schriftlich oder per GPS), da sie selbst beim Absuchen nicht mitgehen, sondern vor dem Ansetzen des Hundes von außen an das Fährtenende zurückgehen und dort die angewiesene Position einnehmen müssen. Als FL waren mit Nina Post, Sandra Schmidt und Lothar Wilke erfahrene HF aus dem FH- und IGP-Sport in neuer Mission unterwegs.
Beide A- und zwei der B-Hunde waren mit den schwierigen (Witterungs-)Bedingungen an diesem Tag überfordert und erreichten den FL nicht oder zeigten ihn letztlich nicht mehr an.
Die Fläche am Mechtenberg war alten Hasen von früheren Veranstaltungen (VDH-DM) bekannt. Da die IRO-PO nicht nur für Sport- sondern auch für Einsatzhunde als Regelwerk gilt, gehört zur Bewertung insbesondere in Flächen- und Trümmersuche auch die Taktik des HF.
Während der Anmeldung werden die Situation und das Suchgebiet mündlich und anhand einer Karte erläutert und eventuell einzelne Bereiche des Suchgebietes für den Hundeführer gesperrt. In Essen sind die großen Brombeerhecken und das teils ansteigende Gelände bekanntermaßen schwierig.
Laut Prüfungsaufgabe wurden drei Geocacher vermisst, einer von ihnen hatte angeblich kurz vor Abbruch der Kommunikation noch einen Zug in seiner Nähe gesehen. Einer der nach oben führenden Hauptwege war für die HF gesperrt. Von den neun B-Flächenteams fanden nur vier alle drei Versteckpersonen.
Am Sonntag erreichte nur einer der vier Fläche A-Hunde das Ziel und zeigte beide Versteckpersonen an (Fläche A 20.000 m², zwei Versteckpersonen, Fläche B bis 40.000 m², drei Versteckpersonen).
Das Trümmergelände in Leverkusen ist auf den ersten Blick unspektakulär. Die Lage der Trümmer zwischen einer Straße, einem hohen Bahndamm mit befahrener Zugstrecke und zwei hohen Gebäudemauern sowie die plötzliche Wärme machten die Aufgaben aber sogar Hunden schwer, die das Gelände bereits gut kannten.
Margot Lukas hatte PO-gerecht noch Umbauten an den Verstecken vorgenommen und die Wege für Hund und Hundeführer versperrt. Der HF durfte nur hinter der Absperrung bleiben und musste den Hund daher auch außer Sicht lenken und leiten können. Insbesondere das Hochversteck ließ offenbar nur wenig Witterungsaustritt zu, so dass mehrere Hunde verunsichert waren. Fünf der sieben Trümmer B-Starter waren an diesem Tag erfolgreich. Der einzige Mantrailer nahm leider die sorgfältig geplante und gelegte Spur nicht auf und bestand nicht.
Mein Fazit? Eine buntgemischte Gruppe hat mit viel Aufwand und Humor eine ordentliche Prüfung vorbereitet. Danke an alle Helfer, die uns dabei unterstützt haben. Vier von uns waren letztlich als HF dabei, der fünfte als Richter.
Apropos Richter - eine Freude, ihnen bei der Arbeit zuzusehen! Fachlich kompetent, korrekt und fair und dabei immer mit Mitgefühl für die nicht erfolgreichen Teams, das nur der aufbringt, der selbst Hunde führt.
Die Starter - trotz der hohen Durchfallquote (darunter viele, die schon auf hohen Prüfungen weit nach vorne gekommen waren) bis zum Schluss sportlich fair bei allen anderen mitfiebernd.
Der DVG wird auch in 2024 bei der IRO WM in Finnland vertreten sein!
FÜR DIE ARGE ANDREA HERZ