
Szene Nummer 1 – Der optimale, wunderschöne Spaziergang mit deinem Hund: Du läufst entspannt mit einem meiner vierbeinigen Freunde (sie wird „Feli“ genannt) spazieren, vielleicht läufst du in deiner Vorstellung durch einen schönen Wald mit zwitschernden Vögeln, die bei morgendlichen sonnigen Temperaturen das Frühjahr begrüßen oder ihr lauft über Feldwege und beobachtet die Krähen, die eifrig Samen vom Feld mopsen. Das Schauen über die Felder ist so weitläufig, dass man ins Träumen kommt.
Meine Freundin Feli hopst entspannt in einem Abstand von einigen Meter mal vor dir, mal hinter dir, sie beobachtet ebenfalls die Natur, ist jedoch nicht bereit sich davon aus der Ruhe bringen zu lassen und bleibt an deiner Seite, anstatt nachzuschauen, was die Krähen vorhaben. Wenige Minuten später gesellt sich der Nachbarshund: „Jamie“ dazu, indem er von hinten angesaust kommt, wie gut, dass sich Feli und Jamie gut verstehen, denn als Bauernhofhund, ist er nunmal schnell durchs offen stehende Hoftor mitten auf den Feldweg gelaufen. Feli eröffnet Jamie gegenüber das Spiel und nach einer kurzen Spielsequenz trottet Jamie wieder zurück zu dem Weg, der direkt hinter der Kurve zum Bauernhof führt.
In dieser Szene wäre das angespannte Rufen: „Meiner tut nichts“. „Ist der brav?“ nicht angebracht gewesen, denn Jamie war sowieso alleine on tour.
Beide Hunde waren brav, deshalb kam es auch nicht zu einem ratlosen Herumstehen, wo denn jetzt die Freunde Feli und Jamie abgeblieben sind und ob jemand mal eben im Wald nachschauen könnte, ob von den beiden irgendetwas zu sehen ist.
Wie die Segel gesetzt werden, diese Richtung nimmt das Schiff, so ist auch der Beginn eines Spazierganges von großer Bedeutung.
Wird der Spaziergang ruhig, entspannt und gelassen verlaufen oder hibbelig, angespannt, reaktiv und mit einem meiner Freunde, deren Ohren und Augen nicht bei Frauchen sind. Hier kommt das Tau, die Leine, ins Spiel.
Zunächst kann es ein Thema sein, dass mein Kumpel an der Stelle, an der er immer abgeleint wird (Hunde werden oft an der gleichen Stelle abgeleint.) etwas verknüpft hat, vielleicht schoss vor ein paar Tagen ein Hase durch das Gebüsch und kreuzte vor ihm den Weg oder es haben erst kürzlich ein paar Jugendliche mit Chips und anderen Leckereien den Abend am Wald verbracht und es duftet ganz herrlich, abgesehen davon findet man noch so einiges fressbares.
Meine vierbeinigen Freunde wissen meist genau, wann und wo für sie der Spaß und Halligalli beginnt. Meist verbinden sie mit Halligalli etwas ohne das Tau, das oft an ihnen befestigt ist. Wir üben in der Trainingshalle mittels Spiel und Spaß häufig, dass Halligalli an der Leine genauso natürlich ist, wie wenn wir keine Leine an uns dran haben. Ich kann jedoch sehr häufig beobachten, dass für meine Freunde der Spaß erst beginnt, wenn das Tau, die Leine, abgemacht wird und da meine Freunde sehr genau den Ablauf ihres Spaziergangs wissen, kann es zu einigen stürmischen Gegebenheiten kommen.
Der Mensch versucht seinen Hund abzuleinen, er bemerkt zwar, dass mein Freund geistig ihm gegenüber bereits offline und „Durch-den-Wind“ ist, aber er möchte jetzt gerne mal auf sein Handy schauen und seine Nachrichten abrufen und außerdem ist das wie immer, er wird nun mal jeden Tag an der gleichen Stelle abgeleint.
Der Mensch bemüht sich in dieser Situation, sobald meine Freunde ihre Ohren bereits auf „Durchzug“ gestellt haben und die Augen, anstatt Frauchen zu fokussieren, den Horizont fixieren und letztendlich das Boot schon fast gekentert ist, dass Kollege „Durch-den-Wind“ noch ein Sitz oder Platz ausführen könnte, damit wenigstens eine kleine Chance besteht, den Karabiner vom Geschirr oder Halsband zu lösen und genau das Lösen, nämlich das Klick Geräusch, veranlasst: „Durch-den-Wind“ den nötigen Adrenalinschub zu verschaffen, manch einer brüllt dann seinem Hund noch ein „Los, lauf“ hinterher, damit er die Situation etwas überspielen kann und indem er anderen Spaziergängern signalisiert, genau das wollte ich. „Durch-den-Wind“ nimmt „das Signal“ vermutlich an dieser Stelle nicht an, falls es denn ein Signal sein sollte, denn er ist bereits hochmotiviert, mit extrem hohen Energielevel im Gepäck unterwegs und schnell wie der Wind.
Viele Trainingstechniken und Trainingsspiele können hier helfen, jedoch nicht in diesem Moment. Es ist von großer Wichtigkeit, dass Spiele und Techniken im stillen und ruhigen Umfeld trainiert werden, damit diese draußen in der Umgebungen, dort, wo viele Reize aufeinandertreffen, sicher und zuverlässig abrufbar sind.
Eine Technik wäre das Klick Geräusch des Karabinerhakens so zu trainieren, dass es nicht automatisch bedeutet: Leinen los, ich starte durch. Das kann dadurch geschehen, dass man meinen Freund ins Platz legt und die Leine lose (sie ist nicht am Hund befestigt) in seinen Händen hält, man kann in dieser Trainingseinheit auch neben dem Hund sitzen. Das Klick Geräusch erfolgt und jedesmal gibt es ein Leckerchen, das kann bei Verknüpfung dann so aussehen, (Karabinerhaken-Klick = lecker) da meine Freunde sich erst zu Frauchen drehen und abwarten können, was nach der Leckerchenübergabe erfolgt und da Kauen beruhigt, ist eine entspannte Kommunikation sehr bald möglich.
Die beste Voraussetzung für ein entspanntes miteinander spazieren gehen ist, Werkzeuge in Form von Trainingssequenzen/Tricks/stets an Bord mit sich zu führen, damit Seil und Segel nicht „reißen“ oder im besten Fall ohne Schaden an Ort und Stelle repariert werden können.