AUSBLICK AUF 2024Auch aus schulischen Gründen werden wir die erste Jahreshälfte eher ruhig angehen lassen. Im Training soll eine neue Qualität entwickelt werden sowohl was die Exaktheit der Position im Hürdenlauf anbetrifft als auch in Bezug auf das Ausführungstempo. Mehr Läufe in hohem Tempo sollen Leandro die Sicherheit geben, die richtige Lauftechnik anwenden zu können. Dieses soll dann auch in den Wettkämpfen umgesetzt werden können. Es geht also weniger darum neue Bestzeiten zu erzielen, sondern die beiden sollen vielmehr in einer höheren Konstanz an ihre Bestzeiten heranlaufen können.
Bei guten Bedingungen (warm, windstill, ebener Rasen) sollte sie so konstanter um 37,0 Sekunden für die drei Stadiondisziplinen erreichen können. Das wäre in etwa der Wert von der VDH-DM 2023. Für weitere Steigerungen in den Stadiondisziplinen und hier vor allem im Hindernislauf, wäre ein spezielles, zeitaufwendiges Sprinttraining erforderlich. Dies werden wir vorerst nicht forcieren.
Das größte Steigerungspotenzial müsste im 1.000-Meter-Lauf liegen, was ein Ziel für die zweite Jahreshälfte sein könnte. Als Vorbereitung auf den 800 m Lauf machte Leandro zum Beispiel eine Tempolaufeinheit auf der Bahn und lief 4 x 300 m in 48 Sek., was einem 2:40-iger Tempo über 1.000 m entspricht. Mit diesen Werten hätte er bei der VDH-DM anstatt 2:45 Min. eher in Richtung 2:35 Min. laufen können müssen. Hier werden wir versuchen, mit einer Umstellung des Trainings das Potenzial besser auszunutzen, indem häufiger Läufe mit Hund im Zug gemacht werden. So soll ein besseres Gefühl entwickelt werden, sich auch bei Läufen mit Hund zu 100 % auszulasten.
CONCLUSIODie Herangehensweise an die Trainingsplanung- und Steuerung habe ich ausführlich beschrieben. Die Umsetzung, also die Inhalte im Detail, sind individuell und werden sich immer unterscheiden. Beispielsweise gewann Leandros Schwester Chiara bei der VDH-DM die Jüngstenklasse (bis 14 Jahre) mit ausgezeichneten 278,33 Punkten. Die Vorbereitung der beiden hätte aber unterschiedlicher nicht sein können, weil sowohl sie als auch ihr Hund Linus ganz andere Voraussetzungen mitbrachten.
Den Blick zu schärfen für das Sinnhafte und Machbare ist eine Schlüsselvoraussetzung für eine erfolgreiche Leistungsentwicklung. Wer sich Ziele setzt und im Training einfach drauf losballert nach dem Motto „viel hilft viel“, braucht sich nicht zu wundern, wenn am Ende die Gleichung nicht aufgeht.
Trainingsumfang, Rahmenbedingungen und die Inhalte des Trainings müssen synchronisiert und ausbalanciert sein. Die Herausforderung ist, die einzelnen Puzzlestücke richtig zusammenzusetzen. Hier gehe ich den ersten Schritt ganz opportunistisch vor:
- Die Bausteine mit dem stärksten Einfluss auf die Leistungsentwicklung haben Vorrang. Es wird also geschaut, wo mit gegebenem Aufwand am meisten Fortschritt erzielt werden kann (Maximalprinzip).
Im zweiten Schritt geht es darum, die Gesetze des Leistungssports zu übertragen auf ein Mehrkampftraining für Hund und Hundeführer:
- Es werden zuerst die grundlegenden Bausteine gefestigt, bevor weitere Bausteine in das Training integriert werden.
- Eine Leistungsentwicklung ist nur möglich, wenn neue Reize gesetzt werden. In der Komfortzone hat sich noch niemand entwickelt. Wer immer auf Sicherheit mit dem Hund trainiert, wird im Wettkampf nie Tempo machen können. Wir challengen uns permanent im Training in dem wir versuchen, die Grenzen – im Rahmen unserer Leistungsfähigkeit – auszuloten.
- Gleichzeitig muss die Gesamtbelastung im Blick behalten werden. Die Regeneration ist ein weiteres Puzzlestück, weil Trainingsimpulse körperlich und kognitiv verarbeitet werden müssen. Das gilt für Mensch und Hund.
- Verletzungen sind in aller Regel keine Zufälle. Die vulnerablen Stellen sollten bekannt sein und das Training ist darauf auszurichten. Ein Training mit Schmerzen und unter Einnahme von Schmerzmitteln sollte auf jeden Fall unterbleiben.
ALBRECHT HEIDINGER