• Sportiv

    Agility Szene

Finale zur AGI-WM in Dortmund

Im Mai des Jahres werden die Finalläufe eingebettet in die VDH-Ausstellung „Dogs & Fun“ in Dortmund und ihnen gehört an allen drei Tagen der komplette Vormittag im Ehrenring und wen wundert es, bei vollen Tribünen und begeistertem Publikum.
Die Siegerehrung Foto: Milla Stöhr
Gab es vor 10 Jahren immer noch ein Murren/Knurren und Unverständnis bezüglich des gewählten Austragungsortes, hat sich dieser nicht nur etabliert, sondern die Starter haben selbst festgestellt, die Westfalenhalle 4, der Ehrenring, ist nicht ihre Traumlocation, a b e r es gibt keinen alternativen Austragungsort, der der Atmosphäre einer Weltmeisterschaft nur annähernd so gleich kommt, wie dort. Was heißt das? Einerseits die negativen Seiten, man trifft auf viele Menschen mit Hunden in der Ausstellung, die nicht zu den eigenen Sportkollegen gehören. Die teilnehmenden Hunde sind entweder mit den Hundeführern auf der Tribüne oder ggf. auch kurze Zeiten in Boxen untergebracht, es gibt einen Vorbereitungsring, der den jeweiligen Startern vorbehalten ist …und während aller Läufe gibt es eine lebhafte Moderation bei entsprechender Lautstärke, die das Publikum begeistert und von dem dann selbst auch viele laute, positive und erschrockene Ausrufe die Läufe begleiten. Und die Tribünen sind vom frühen Morgen bis einschließlich zur Siegerehrung vollbesetzt!

Die bei den Finalläufen eingesetzten ausländischen Richter, sind die, die auch die Weltmeisterschaft bewerten. Sie sind zwar sehr häufig auch unseren Teams bekannt, man hat aber nicht allzu oft die Möglichkeit, ihre Parcours zu laufen, da sie gerade in dem Qualifikationsjahr vor der WM in alle möglichen Nationen eingeladen werden, dort die sog. Try Outs zu bewerten. In diesem Jahr wird Steffi Semkat eine der beiden LR der WM sein, in ihrem Parcours war der Anspruch, den es bei der WM geben wird, gut erkennbar. Ihre Parcours beinhalteten all das, was man sich vom heutigen Agi. wünscht: Soziale Bindung Hund/Hundeführer, hervorragende Lenkbarkeit des Hundes, Schnelligkeit und Sprungkraft und dass der Hundeführer’in sehr schnell und ohne einen Bruchteil von Sekunden an Verzögerung dem Hund den korrekten Weg zum Ziel vorgeben kann.

Also … alles spannend und sehr selektiv und dann gab es in diesem Jahr noch eine zus. Neuerung. Die FCI gab bekannt, dass bei der WM die Bewertung an den Kontaktzonen zwar vom Leistungsrichter durchgeführt werde, aber zusätzlich das Videoüberwachungssystem (kennt man aus dem Fußballsport), zur Unterstützung des Leistungsrichters eingesetzt wird. Es gab also neben den amtierenden Leistungsrichtern auch Video-Assistenten (ebenfalls LR - VAR) D. h.: Es gab Videobeweise, die beiden VAR saßen direkt am Wettkampftisch und konnten sofort mithilfe der Videoaufnahmen korrigieren und korrekte Ergebnisse ins System speisen. Ergebnis: Es gab keinerlei Kritik – weder von Startern noch von Hundeführern – wie z. B.: der Hund war noch drauf oder dem Hund ist die Zone geschenkt worden. Die Video-Richter kamen mit dem Equipment aus Tschechien.
Fotos: Vanessa Enge
Nun zum eigentlichen Sportgeschehen: Aus den Vorqualifikationen hatten sich knapp 80 Teams in den Kategorien Large, Intermedium, Medium und Small für das Finale in Dortmund qualifiziert. Man muss ohne Neid eingestehen, diese Teams haben alle das „Zeug“ sich auf das WM-Team zu qualifizieren. Wie sagen unsere ausländischen Sportler und auch Richter immer: „Gut, dass wir uns nicht über Deutschland qualifizieren müssen!“ Warum eine derartige Aussage? Innerhalb Europas (vermutlich sogar weltweit) haben wir im VDH den tatsächlich schwierigsten Qualifikationsweg. Das liegt nicht daran, weil wir glauben, die Ansprüche willkürlich hochzusetzen, sondern im VDH gibt es eine so große Anzahl an Agi-Sportlern in der Stufe 3, die die hohen Anforderungen der Zulassungsbestimmungen – ein Ticket in die Qualis zu bekommen – z. B: Ausreichend Punkte sammeln, Nachweis von Podestplätzen im Agi/JP und wenigstens einer Kombiwertung erbringen und über diese dann für die letzten drei Indoor-Qualis – in diesem Jahr „Mendig, Wülfrath und Dortmund“ einen Startplatz zu erreichen.

Ja, aus all diesen Läufen werden max. 4 Teams je Kategorie zur WM zugelassen und jedes Land hat die Möglichkeit – zur eigenen Absicherung für jede Kategorie - 1 Reservestarter zu melden.

Was bedeutet das? Ein Reservestarter kommt nur dann zum Einsatz, wenn im eigenen Team (entsprechend der Größenklasse) ein Hundeführer/ Hund aufgrund von Verletzung/Erkrankung vor dem ersten Start ausfällt. Es gibt keine Nachrücker, wenn einige Nationen ihr Kontingent nicht ausschöpfen. D. h., ein Reserve­starter nimmt eine Woche Urlaub, investiert weiterhin in die Vorbereitung zur WM, um den eigenen Hund auch sportlich auf dem Niveau zu halten und all das, um im Bedarfsfall einzuspringen oder als Supporter das eigene Team zu unterstützen.

Die Agi-Sportler des DVG dominieren in Deutschland diese – wie soll ich es nennen – „Profi-Liga???“

Von den insgesamt 16 Teams, bestehen die Teams Small, Medium und Large mit jeweils 4 Teams und das Team Intermedium mit 3 Teams aus Sportlern/innen des DVG. Bei Intermediate kommt ein Team aus dem shwv. Auch bei den Reservestartern sieht es nicht viel anders aus, die S- und M-Teams der Reserve kommen ebenfalls aus dem DVG und bei Intermedium und Large stellt der swhv 2 Teams.

Dann gab es mal wieder eine absolute Besonderheit: Anne Lenz, eine aktive und erfolgreiche Agi-Sportlerin, die auch schon mehrfach Teilnehmerin der EO und/WM war, trat nicht nur mit ihrem Hund an, sondern hatte ihr Baby, dessen Ankunftstermin für ca. 10 Tage nach dem Wettkampf errechnet war „bei allen Läufen bei sich“ und das Baby schien die Mama nicht zu behindern, denn sie errangen gemeinsam in der Addition der Läufe den 2. Platz im Team Medium und mit dem 2. Hund Vis in der Kat. L Platz 9. Diese „andere Schwangerschaftsgymnastik“ hat sie erfolgreich bereits mit ihrer älteren Tochter in ähnlicher Art praktiziert und auch der kleine Sohn, lernte Mamas Agi-Begeisterung ganz kurz nach der Geburt kennen, da ging es ebenfalls um die WM-Qualifikation.

Insgesamt ist festzustellen, dass es kaum ein Mensch/Hund-Team ohne professionelle Hilfe schafft, beständig auf diesem Level zu laufen. Wie ist das zu verstehen? Sie alle nutzen die Hallen z. T. sogar Trainingseinheiten mit den Profis, um zunächst diesen Level zu erreichen und dann auch zu halten. Die Hallen, weil die Bodenbeschaffenheiten, denen einer WM entspricht und zusätzlich die Agi-Geräte immer auf dem neuen Sicherheitsstandard sind. D.h., alle Starter’innen, die sich wirklich ernsthaft auf den Weg machen, mal Mitglied eines WM-Teams zu werden, brauchen nicht nur viel Freizeit, sondern auch einen bestimmten Anteil an Geld, um die anfallenden Kosten zu decken. Unsere Vereine sind kaum in der Lage, diese Dinge auf den Übungsplätzen zu leisten, denn dort werden viele Sparten angeboten und viele Starter stellen ihre Vereine gut in Kreis-/Landesmeisterschaften dem Publikum vor und das soll auch bitte so bleiben, denn letztlich fangen i. d. R. alle Sportler in den Vereinen an, dort können sie den richtigen Umgang mit ihren Hunden erlernen und feststellen, welche Sportart sie gern im Team machen möchten, die dann letztlich für sie und ihren Hund zum maximalen Erfolg führen kann.

Wie wichtig dieses Thema „Richtiger Umgang mit Hunden“ ist, zeigte eine Anfrage des WDR, der uns mit seinem Team für seine Sendung „moma“ Morgenmagazing, am frühen Freitagvormittag, Fragen rund um diese Thematik stellte, und mit den jungen und älteren Hunden von Jörg Zenner, Monika und Thomas Behrendt konnten wir es dann auch optisch nachvollziehbar in drei Live-Spots erklären. Steffi Niekamp zeigte, wie wichtig im DogDancing das Zusammenspiel Mensch/Hund ist und das alles zu fast nacht­schlafender Zeit (Drehbeginn 5:15 Uhr in der Halle) und zum Abschluss dann als letzte Live-Schalte ein Schwenk in den ersten Agi-Lauf. Kommentar des WDR-Teams, a) wie können die Hundeführer sich in so kurzer Zeit (Begehung) diesen komplizierten Weg selbst merken und b) im eigentlichen Lauf, dann auch noch den Hund in die „richtige Strecke“ schicken. Sie waren fasziniert.

Gab es vor 10 Jahren immer noch ein Murren/Knurren und Unverständnis bezüglich des gewählten Austragungsortes, hat sich dieser nicht nur etabliert, sondern die Starter haben selbst festgestellt, die Westfalenhalle 4, der Ehrenring, ist nicht ihre Traumlocation, aber es gibt keinen alternativen Austragungsort, der der Atmosphäre einer Weltmeisterschaft nur annähernd so gleich kommt, wie dort. Was heißt das? Einerseits die negativen Seiten, man trifft auf viele Menschen mit Hunden in der Ausstellung, die nicht zu den eigenen Sportkollegen gehören. Die teilnehmenden Hunde sind entweder mit den Hundeführern auf der Tribüne oder ggf. auch kurze Zeiten in Boxen untergebracht, es gibt einen Vorbereitungsring, der den jeweiligen Startern vorbehalten ist …und während aller Läufe gibt es eine lebhafte Moderation bei entsprechender Lautstärke, die das Publikum begeistert und von dem dann selbst auch viele laute, positive und erschrockene Ausrufe die Läufe begleiten. Und die Tribünen sind vom frühen Morgen bis einschließlich zur Siegerehrung vollbesetzt!
Fotos: Vanessa Enge
Folgende Teams in den einzelnen Größenkategorien haben den Sprung ins WM-Team geschafft:
Anne Lenz
Die Teamleader: Jörg Zenner/Alex Beitl
Ich wünsche unseren 20 Teams um die Mannschaftsführer Alex Beitl und Jörg Zenner faire Parcours, viel Erfolg, keine verletzten Hunde (die mitreisenden Physiotherapeutinnen werden schon für das Wohlbefinden von Hund und Mensch auch prophylaktisch sorgen) und kommt gut wieder zurück. Fürs Team-Training viel Erfolg, damit ihr aus der Ad hoc-Gruppe ein Team formt und schon vor Beginn der WM als Team in Schweden anreist.

CHRISTA BREMER