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    Knabberlaune

Knabberlaune

So gewöhnt man Hunden diese Unart ab

Die gute Nachricht vorweg: Das Anknabbern von Gegenständen gehört zum Repertoire des ganz normalen Hundeverhaltens. Allerdings macht dieses Wissen die Angelegenheit nicht unbedingt erträglicher.
Mal trifft es die Lieblingsschuhe, mal die schicke, neue Hand­tasche. Die spitzen Zähne knabberlustiger Hunde schrecken vor nichts zurück. Die natürliche Verhaltensweise hat unterschied­liche Ursachen. Gefallen lassen muss man sich das Ganze nicht.

Außerdem kann dieses Verhalten auch Anzeichen für bestehende Probleme sein. Grund genug, nach den Ursachen zu forschen und dem Vierbeiner zu helfen, zukünftig ohne Knabber-Hobby durchs Leben zu tapsen. Auch Welpen können lernen, was sie annagen dürfen und was nicht. Das sollten sie sogar, denn unkontrolliertes Knabbern kann den Vierbeiner in lebensgefährliche Situationen bringen.

Wilde Welpen
Bei Welpen und Junghunden ist die Ursache von Löchern in Schuhen und Handtaschen in der Regel schnell gefunden: der Zahnwechsel. Der rund drei Monate währende Übergang zum Erwachsenengebiss geht mit Irritationen am Zahnfleisch einher und fördert den Drang, Dinge anzunagen, weil das Jucken und Schmerzen lindert. Allerdings sollte diese Erklärung kein Grund sein, einfach tatenlos zuzusehen wie die Einrichtung durch den Schredder geht!

Welpen brennen darauf, die Welt zu erkunden und dazu gehört leider auch das Anknabbern von Gegenständen. Dieses Verhalten ist nicht nur nervig und ärgerlich, sondern kann sogar richtig gefährlich sein. Nämlich dann, wenn sich der kleine Vierbeiner über Stromkabel, Giftpflanzen oder Putzmittel hermacht. Umso wichtiger ist eine konsequente Erziehung von Anfang an. Ein deutliches „Aus“ und der Austausch des unerlaubt beknabberten Objekts gegen ein Kauspielzeug kann helfen, das Verhalten des stürmischen Hunde-Nachwuchses in gewünschte Bahnen zu lenken.
An diesen Gartenpflanzen sollten Hunde nicht knabbern:
Adlerfarn
• Adonisröschen
• Anemonen
• Berberitze
Blasenstrauch
Blaustern
Buchsbaum
Edelweiß
Efeu
Eibe
Eisenhut
Faulbaum
Feldstiefmütterchen
Fetthenne
Feuerdorn
Fingerhut
Gefleckter Schierling
Geißblatt
Ginster
Goldregen
Hartriegel
• Herbstzeitlose
Herkulesstaude
Korallenbeere
Küchenschelle
Liguster
• Kirschlorbeer
Nelken
Oleander
Rittersporn
Robinie
Sadebaum
Schlafmohn
Schneeball
Schneeglöckchen
Spindelstrauchgewächse
Stechpalme
Tollkirsche
Wacholder
Wurmfarn
Zwergmispel
Gefährlicher Snack: Maiglöckchen Fotos: Gabriele Metz
Euphorbien verursachen Reizungen der Haut, der Augen und der Atemwege.
Oleander ist hochgiftig und sollte deshalb nicht vom Hund angeknabbert werden.
Efeu ist giftig und kann Krampfanfälle verursachen.
Pubertät
Nicht nur Welpen sind extrem knabberfreudig. In der Pubertät kommt es auch bei gut erzogenen Hunden häufig zu Rückfällen. Auch wenn sie vorher schon lange nichts mehr angeknabbert haben, beginnen sie nun erneut damit. Der hormonell befeuerte Übermut ist typisch für diese Entwicklungsphase, in der Vierbeiner erneut ihre Grenzen austesten. Nun gilt es, geduldig und konsequent gegenzusteuern.

Bleibt die Zerstörungswut beim erwachsenen Hund bestehen, spielen womöglich psychische Probleme eine Rolle. Angststörungen, Stress und auch Wut sind mögliche Ursachen für unerwünschtes Verhalten und als Hilferuf des Vierbeiners zu werten. Auch Erkrankungen vermögen zu auffälligem Verhalten führen. Deshalb kann es ratsam sein, im Zweifelsfall einen Tierarzt zu Rate zu ziehen. Liegen dem Verhalten keine gesundheitlichen Ursachen zugrunde und man ist dennoch ratlos, können ein erfahrener Hundetrainer oder ein Hundepsychologe helfen, klar zu sehen und entsprechend zu handeln.

Einfach gelangweilt
Langeweile und Unterforderung sind weitere mögliche Ursachen für das Annagen von Gegenständen. Insbesondere hoch aktive Rassen sind häufig davon betroffen, wenn es ihnen an körper­licher und geistiger Beschäftigung mangelt. Vierbeinern, die
ursprünglich dafür gezüchtet wurden, den ganzen Tag lang eine Schafherde zu hüten, auf die Jagd zu gehen oder Schlitten und andere Lasten zu ziehen, fällt das Nichtstun schwer. Wer sich für einen Hund mit hohem Aktivitätsanspruch entscheidet, sollte auch für eine rassespezifische Beschäftigung sorgen, um unerwünschten Verhaltensweisen vorzubeugen. Hundesport kann eine schöne Alternative sein. Auch Suchspiele oder Trick Dogging verschaffen Kurzweil. Am besten probiert man einfach aus, was dem eigenen Hund am meisten Freude bereitet.

Pfoten beknabbern
Beknabbert der Hund seine eigenen Pfoten, kann das ein Hinweis auf Stress sein. Gelegentliches Belecken der Pfoten ist normal. Es gehört zum natürlichen Reinigungsritual des Vierbeiners. Erfolgt es jedoch ständig und mit geradezu manischer Ausdauer, liegt sicherlich etwas im Argen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Unterforderung, Überforderung, Stress, Trauer und vieles mehr kann zum krankhaften Pfotenknabbern führen. Auch hierbei kann ein guter Hundetrainer helfen, die Ursachen zu finden und gemeinsam mit dem Hundehalter entsprechend gegensteuern.

Gefahr im Garten
Auch im Garten lauert womöglich Gefahr, wenn der Hund in Knabberlaune ist. Rattengift, Unkrautvernichter, Düngemittel … Sie sollen aus dem Weg räumen, was wir nicht im Garten haben wollen. Allerdings schießen die in diesen Mitteln enthalten Giftstoffe oft über das Ziel hinaus, wenn sie der Vierbeiner verzehrt. Versehentlich vom Hund aufgenommen, können sie gesundheitliche Störungen von der Magenreizung über Krampfanfälle bis hin zur inneren Blutung verursachen. Der geringste Verdacht einer Vergiftung ist ein Grund, sofort den Tierarzt aufzusuchen. Noch besser ist es, den Veterinär vor dem Eintreffen telefonisch zu benachrichtigen, dann kann er sich auf den vergifteten Patienten einstellen. Der Hundebesitzer sollte dem Tierarzt jedes beobachtete Symptom schildern und – wenn möglich – auch einen Verdacht äußern. Ist die Substanz bekannt, die beim Hund Vergiftungserscheinungen auslöste, sollte der Hundebesitzer Reste des toxischen Wirkstoffes oder eine eventuell existierende Verpackung mit in die Praxis nehmen. Besser ist es jedoch, vorzubeugen. Giftige Substanzen gehören sicher weggeschlossen, damit sie nicht versehentlich von Kindern oder Hunden verzehrt werden.

Letztendlich hat das Anknabbern von Gegenständen immer einen Grund. Es gilt, diesen zu finden, wenn das unerwünschte Verhalten nachhaltig eingestellt werden soll. Erzürntes Ausschimpfen des Hundes oder das Wegräumen besonders beliebter Knabber-­Objekte führen in der Regel nicht zum erwünschten Erfolg. Konsequentes Verbieten in Kombination mit Austauschangeboten hingegen schon.

GABRIELE METZ
Gründe für Knabberwut
• Zahnwechsel
jugendliche Verspieltheit
Pubertät
Langeweile
Angst
Stress
Wut
körperliche Erkrankung

Pubertät
Der Hund hatte das Anknabbern von Gegenständen längst eingestellt. Nun fängt er wieder damit an! Das könnte an der Pubertät liegen. Die Pubertät des Hundes ist eine echte Herausforderung: sowohl für den Zwei- als auch für den Vierbeiner. Die meisten Hunde durchleben diese Phase im Alter von sechs Monaten bis zur Geschlechtsreife. Kleinere Rassen beginnen mitunter bereits früher damit. Aktive Geschlechtshormone und die vollendete Entwicklung der Keimdrüsen führen bei Hündinnen zur ersten Läufigkeit und motivieren Rüden zu vermehrtem Markieren. Testosteron bringt eine markantere Muskelausbildung mit sich, was Rüden – rasseabhängig – maskuliner wirken lässt. Wer mit einem Rüden lebt, ist nun besonders gefordert.

Zahnwechsel
Das aus 28 Zähnen bestehende Milchgebiss des Welpen bricht ab der dritten Lebenswoche durch. Es setzt sich aus zwei Fangzähnen, sechs Backenzähnen und sechs Schneidezähnen zusammen. Abhängig von der Rasse, bleibt das Milchgebiss ungefähr bis zum dritten Lebensmonat erhalten. Danach erfolgt ein rund dreimonatiger Zahnwechsel, der mit dem Ausfallen der Milchzähne und dem Durchbrechen des Erwachsenen-Gebisses einhergeht. Größere Hunderassen zahnen meistens früher als kleinere Rassen.

Kauspielzeuge
Spielzeuge aus zahnschonendem Naturkautschuk sind eine hundefreundliche Alternative zum Anknabbern von Handtasche & Co. – Auch ein Baumwolltau leistet gute Dienste. Welches Kauspielzeug letztendlich die beste Wahl für den eigenen Hund ist, hängt von seinem Alter, seiner Größe und seinen persönlichen Vorlieben ab. Gute Kauspielzeuge sind robust, widerstandsfähig und zahnschonend. Wichtig! Den Hund beaufsichtigen, wenn er sich mit dem Kauspielzeug beschäftigt, damit er es nicht versehentlich zerstört und sich dann womöglich an Einzelteilen verschluckt.
Aufsicht ist wichtig, wenn der Vierbeiner mit dem Spielzeug tobt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass er es zerlegt und sich an Kleinteilen verschluckt.